Das Wichtigste in Kürze:
- Exchange Online lässt sich jetzt in einer Preview ohne lokalen Exchange Server betreiben, auch bei lokalem AD-Sync.
- Mit „IsExchangeCloudManaged=True“ erfolgt die Verwaltung von Exchange-Attributen direkt in der Cloud.
- Unternehmen gewinnen Flexibilität und vereinfachen ihre Hybrid-Umgebung deutlich.

Viele Organisationen haben ihre Postfächer längst in Exchange Online verschoben, mussten aber trotzdem weiterhin einen lokalen Exchange Server betreiben. Grund war die Verwaltung von Exchange-spezifischen Attributen wie E-Mail-Adressen oder Aliassen, die bislang ausschließlich über ein lokales Active Directory (AD) gepflegt werden konnten. Microsoft bringt nun mit einer neuen Preview-Funktion die Lösung: Exchange Online kann jetzt ohne lokalen Exchange Server betrieben werden, da sich Exchange-Attribute direkt in der Cloud verwalten lassen – auch wenn Benutzeridentitäten aus dem lokalen AD stammen. So heißt es zumindest in einer neuen Seite in der Microsoft-Dokumentation.
Hintergrund: Warum bisher ein „letzter Exchange Server“ notwendig war
In hybriden Umgebungen war das lokale AD der sogenannte Source of Authority (SOA). Attribute für Exchange-Postfächer wurden dort gepflegt, durch Entra Connect synchronisiert und anschließend in Exchange Online wirksam. Ohne lokalen Exchange Server war diese Pflege kompliziert und fehleranfällig, weshalb viele Unternehmen einen „Last Exchange Server“ beibehielten, der nur noch Verwaltungsaufgaben erfüllte.
Die Neuerung: Exchange Online Verwaltung ohne lokalen Server
Mit der Preview ändert Microsoft diesen Ansatz. Administratoren können nun für einzelne Benutzer die Verwaltung von Exchange-Attributen in die Cloud verschieben. Dafür gibt es die neue Eigenschaft IsExchangeCloudManaged:
- Standardwert „False“ bedeutet Verwaltung über das lokale AD.
- Wird der Wert auf „True“ gesetzt, lassen sich Exchange-Attribute direkt in Exchange Online bearbeiten – per Admin Center oder PowerShell.
Die Identität bleibt weiterhin im lokalen AD verankert. Lediglich die Exchange-relevanten Felder werden nun in der Cloud gepflegt. Damit entfällt erstmals die Pflicht, einen Exchange Server on-premises nur zur Verwaltung zu betreiben.
Vorteile und Ausblick
Die Vorteile liegen auf der Hand: kein lokaler Exchange Server mehr nötig, einfachere Verwaltung und ein konsistenteres Arbeiten in Microsoft 365. Unternehmen können ihre Infrastruktur entschlacken und sich vollständig auf Cloud-Werkzeuge konzentrieren.
Besonders interessant ist die Flexibilität. Die Cloud-Verwaltung kann pro Benutzer aktiviert werden, sodass sich eine schrittweise Einführung realisieren lässt. Microsoft arbeitet außerdem an einer organisationsweiten Voreinstellung und an einem zukünftigen Write-Back von Attributen ins lokale AD über Entra Cloud Sync. Auch Gruppen und Kontakte sollen perspektivisch direkt in der Cloud verwaltet werden können – ein klarer Hinweis auf den langfristigen Kurs Richtung vollständige Cloud-Administration.
Umsetzung in der Praxis
Die Einführung erfolgt in wenigen Schritten: Zunächst wählt ihr die Benutzer aus, deren Exchange-Attribute künftig in der Cloud gepflegt werden sollen. Danach setzt ihr IsExchangeCloudManaged=True. Ab diesem Zeitpunkt erfolgen alle Anpassungen über das Exchange Admin Center oder PowerShell in Exchange Online. Die Kernidentität bleibt unverändert im lokalen AD bestehen und wird weiterhin synchronisiert.
Wichtig ist ein klarer Plan, welche Attribute künftig wo gepflegt werden, um Verwirrung zu vermeiden. Wer dies berücksichtigt, kann den lokalen Exchange Server schrittweise außer Betrieb nehmen.
Da es sich aktuell um ein Preview-Feature handelt, sollten Administratoren im Hinterkopf behalten, dass die Funktion möglicherweise noch nicht in allen Szenarien stabil läuft oder von Microsoft kurzfristig angepasst beziehungsweise zurückgezogen werden kann. Eine vorsichtige Einführung mit Pilotgruppen ist daher empfehlenswert.
Fazit
Die neue Preview zur Cloud-Verwaltung von Exchange-Attributen beendet die lange bestehende Abhängigkeit von einem lokalen Exchange Server. Unternehmen können Exchange Online nun vollständig ohne lokalen Exchange Server betreiben und Exchange-Attribute direkt in der Cloud pflegen, auch wenn die Identität aus dem lokalen Active Directory stammt. Damit vereinfacht sich die Administration erheblich, und ein wichtiger Schritt in Richtung einer reinen Cloud-Verwaltung ist getan.